Dass direkt hinter dem Tor keine Fotografen sitzen, hat zwei recht einfache Gründe: Wir dürfen und wir wollen es auch gar nicht, denn vernünftig fotografieren kann man von dort nicht. Dennoch gibt es Bilder, die durch das Netz geschossen durchaus gute Motive sind. Wie also machen wir diese Bilder trotzdem? Ganz einfach: Mit einer sogenannten Hintertorkamera. Das ist im Grunde eine ganz normale Kamera mit einem Weitwinkelobjektiv. Bei mir ist das eine Nikon D3s mit einem Walimex Pro 14mm F/3,1. Nur das Auslösen, also das Aufnehmen der Bilder, erfolgt ein bisschen anders.
Im Normalfall schrauben wir die Kamera auf ein kleines Stativ oder einen Kameraarm und richten sie so aus, dass sie das gesamte Tor erfasst, schließlich können wir mit der Kamera im laufenden Spiel nicht auf ein Motiv schwenken. Da wir also nicht wissen, wo im Bildbereich sich unser Motiv befindet, bringt auch ein Autofokus nichts, denn der würde im Zweifel mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das falsche Motiv fokussieren und das Bild wäre unbrauchbar. Wir gehen daher einen anderen Weg. Indem wir die Blende recht weit schließen, ist ein relativ großer Bereich des Fotos scharf. Dann legen wir den Fokuspunkt manuell in etwa auf die Torraumlinie und diese Einstellung behält die Kamera während der gesamten Spieldauer.
Nun geht es ans Auslösen. Da gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Die populärste ist ein Funkauslöser. Das Prinzip ist denkbar einfach: Ein Sender beim Fotografen sagt dem Empfänger, der auf der Kamera sitzt, wann er auslösen soll. Für den Fotografen gibt es dabei zwei Möglichkeiten, den Sender und damit den Auslöser zu betätigen. Zum einen kann der Sender auf dem Blitzschuh, also dem Anschluss für ein Blitzgerät, oben auf einer Kamera befestigt werden, die der Fotograf bei sich hat. Immer dann, wenn er diese Kamera betätigt, wird auch die Hintertorkamera ausgelöst. Der Vorteil dabei ist, dass man in hektischen Situationen nicht vergessen kann, die Hintertorkamera auszulösen. Nachteil ist natürlich eine unglaubliche Menge an Fotos, auf denen rein gar nichts passiert, weil das Spielgeschehen ganz woanders ist. Bis ich meine erste spiegellose Kamera bekam, war dies meine bevorzugte Variante. Fotografiert man bei einer spiegellosen Kamera allerdings mit dem elektronischen Verschluss funktioniert diese Lösung aus technischen Gründen nicht. In dem Fall muss man den Sender anders auslösen: Mit der Hand oder mit dem Fuß…
Der Sender hat in der Regel einen Knopf, mit dem man die Verbindung zum Empfänger testen kann. Diesen Knopf kann man auch im Spiel zum Auslösen nutzen. Ob man den Sender dabei neben sich liegen hat oder ihn irgendwie am Stativ befestigt, ist Geschmackssache. Man kann an den Sender auch ein Fußpedal anschließen, wie man es beispielsweise von einer E-Gitarre kennt. Wenn man nun auf das Pedal tritt, löst die Hintertorkamera aus. Es gibt sogar Kollegen, die das Pedal direkt an die Kamera anschließen und ein langes Kabel zu ihrem Sitzplatz verlegen. Egal, welche Variante man wählt, man muss dran denken, sie auch zu betätigen - gar nicht so leicht, wenn man die Kamera nur gelegentlich im Einsatz hat und keine Routine hat.
Aber warum setzt man sie dann nicht immer ein, um die entsprechende Routine zu bekommen? Weil es nicht immer Sinn macht. Da wäre zum einen das große Thema Regen - haben wir hier gerade in Norddeutschland eigentlich fast immer auf der Wetterkarte. Die Kamera selbst kann man natürlich problemlos gegen Regen schützen. Allerdings muss das Glas des Objektivs natürlich frei bleiben und genau das ist bei Regen die Schwachstelle der Hintertorkamera. Da sie aufgrund ihrer Position leicht nach oben gerichtet ist, haben Regentropfen leichtes Spiel und die Linse ist schnell zugeregnet. Fotografieren kann man so vergessen… Ein zweiter Schwachpunkt ist das Licht. Da man die Blende recht weit schließt, braucht man entsprechend mehr Licht. Bei Flutlichtspielen kann das je nach Stadion schon kritisch bis unmöglich sein. Und bevor ich nachher richtig coole Motive in mieser technischer Qualität habe, lasse ich die Kamera dann lieber in der Tasche - ist besser für meine Nerven.
Bleibt noch die Frage, wie die Bilder auf den Rechner kommen. Bei der „normalen“ Kamera ist der Fall klar, man nimmt die Speicherkarte aus der Kamera und überträgt die Bilder auf den Rechner. An die Hintertorkamera kommen wir während des laufenden Spiels im Normalfall aber nicht ran. Ich handhabe es daher so, dass ich in der Halbzeit eine der beiden Speicherkarten aus der Kamera nehme und die zweite Halbzeit auf die andere Karte aufnehme. Die Ausbeute ist bei einer Hintertorkamera in der Regel ohnehin nur sehr klein. Die größte Sorge ist eher, dass einem die Kamera direkt in der Anfangsphase des Spiels umgeschossen wird - dann ist man eine Halbzeit lang nämlich raus aus dem spannenden Hintertor-Game…