Vorweg ist die Anmerkung wichtig, dass es wohl keinen „klassischen“ Weg in die Sport- und Pressefotografie gibt und jeder irgendwie anders da rangekommen ist. Der eine hat eine Ausbildung zum Fotografen gemacht oder sogar Fotografie studiert und hat sich anschließend für die Sport- oder Pressefotografie entscheiden. Andere haben nach und nach ihr Hobby zum Beruf gemacht und genauso ist es auch bei mir passiert.
Angefangen habe ich mit einer ganz normalen Consumer-Spiegelreflexkamera und dem mitgelieferten Objektiv. Vor allem letzteres war nicht wirklich für den Sport geeignet, aber das wusste ich damals noch nicht. Blende, ISO, Weißabgleich und Verschlusszeiten waren für mich böhmische Dörfer, es gab ja die „Sportautomatik“. Damit habe ich auch recht ansehnliche Bilder hinbekommen - zumindest empfand ich das damals so.
Mit der Zeit habe ich mich dann eingehender mit der Technik und dem Fotografieren beschäftigt und so stand schon bald der Entschluss: Eine bessere Ausrüstung muss her. Und so kam ich zu meiner ersten semiprofessionellen Kamera, der Nikon D300s, und meinem ersten professionellen Objektiv, einem 70-200 mm f/2,8 von Nikon. Im Laufe der Jahre haben sich sowohl Ausrüstung als auch Wissen und Können vergrößert und plötzlich war sie da, die erste Anfrage einer Zeitung.
Bis zu dem Zeitpunkt bestand mein fotografisches Leben eigentlich nur daraus, die Frauen- und Mädchenfußballteams des SV Werder Bremen gemeinsam mit zwei anderen Hobbyfotografen zu begleiten und die Bilder in Galerien auf Facebook zu posten, um den Mädels zu mehr Öffentlichkeit zu verhelfen. Als sich die U 17-Juniorinnen 2012 für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert haben, waren wir natürlich auch dabei.
Auch dabei war der 1. FFC Frankfurt mit seiner Mannschaft und über eine Spielerin des FFC erschien nach dem Turnier ein Bericht im „Main Echo“. Bis heute weiß ich zwar nicht, wie der Redakteur damals auf mich gekommen ist, aber so hatte ich am 27. Juni 2012 meine erste Veröffentlichung in einer Zeitung. Bis dahin hatte ich mich mit so Sachen wie Honoraren und überhaupt dem Verkaufen von Bildern noch überhaupt nicht beschäftigt. Eine Webseite war ebenfalls gerade erst im Aufbau.
Nach meiner ersten Veröffentlichung habe ich mir dann überlegt, dass ich mit gelegentlichen Bildverkäufen ja vielleicht das recht kostspielige Hobby finanzieren könnte. Das klappte bereits ab der Saison 2012/2013 sehr gut und Hansepixx, meine eigene Agentur, war geboren. Mein Glück war es vermutlich, dass ich mir mit dem Frauenfußball ein Betätigungsfeld ausgesucht hatte, über das zwar immer mehr berichtet wurde, ohne dass jedoch Bildmaterial für die Redaktionen vorhanden war. Wenn überhaupt, beschränkten sich die allermeisten Fotografen auf die Spiele der Frauen-Nationalmannschaft oder die Spitzenspiele der Frauen-Bundesliga.
Ich hatte also eine Nische gefunden und damit stieg auch das Interesse an meinen Bildern und man kam auch mit anderen Fotografen in Kontakt. Mit einigen von ihnen schlossen wir uns 2013 zusammen und gründeten eine bundesweite Sportfotoagentur mit dem Schwerpunkt auf Frauenfußball. So konnten wir auch große Agenturen beliefern und unsere Fotos erstmals einem wirklich breiten Kundenkreis anbieten. Mit diesem Meilenstein stiegen die Einnahmen immer weiter und so wurde das Hobby immer mehr zum Beruf.
Inzwischen hatte ich mir bereits eine professionelle Ausrüstung mit mehreren Kameras und zahlreichen Objektiven zugelegt, besaß einen Presseausweis und konnte so auch in den Bundesligen der Männer fotografieren. Eines meiner Fotos aus der ersten Liga hat es dann sogar auf die Titelseite vom „Kicker“ geschafft. Das brachte nicht nur viel Geld, sondern ebenso viel Stolz mit sich.
2019 hat dann einer der beiden Kollegen, mit denen ich bis dahin häufig gemeinsam unterwegs war, mit der Sportfotografie aufgehört und sein Equipment entsprechend verkauft. Natürlich gehörte ich zu den ersten, denen er seine Ausrüstung anbot und ich war insbesondere von seinem 300 mm-Objektiv angefixt. Zwar besaß ich selbst auch eines, jedoch war dies nicht so lichtstark und war daher nicht für schlechtes Wetter und Flutlicht geeignet. Das Problem an dem Kauf war nur: Das Objektiv war von Canon und ich knipste noch immer mit Nikon. Also musste ich kurzerhand auch noch eine Kamera von ihm dazukaufen und mein Umstieg auf Canon nahm seinen Lauf. Immer mehr Objektive und Kameras verdrängten nach und nach die Nikon-Geräte aus meinem Koffer. Mein Nikon-Equipment nutze ich jedoch heute noch. Als Hintertorkamera leisten mir die alten Knochen, die es inzwischen sind, immer noch gute Dienste. Und wenn mal eine Kamera kaputtgeschossen wird, ist der Verlust nicht allzu groß.
Während der Corona-Zeit verlagerte sich das Tätigkeitsfeld dann von der Sport- zur Pressefotografie. Ich ging durch die menschenleeren Orte und Straßen Bremens und knipste alles, von dem ich dachte, dass die Medien es brauchen könnten: Testcenter, Aushänge, leere Fußgängerzonen und verschlossene Geschäfte. Tatsächlich waren diese Motive sehr gefragt, denn es änderten sich ja fast wöchentlich die Regeln, an die man sich im Alltag halten musste. Dies haben die Medien natürlich gern mit Bildern aus eben diesem Alltag bebildert. Damit konnte ich mich schließlich über Wasser halten, bis der Sport wieder loslegte.
Und so bin ich also wieder Woche für Woche regelmäßig in Stadien und Sporthallen unterwegs. Mein Schwerpunkt liegt nach wie vor auf dem Frauenfußball und da insbesondere auf der Mannschaft des SV Werder Bremen, die ich zu allen Heim- und Auswärtsspielen begleite. Die Zeit dazwischen nutze ich für Spiele, mit denen sich ebenfalls Geld verdienen lässt. Hierzu zählen neben den Profis des SV Werder Bremen auch dessen U 23 und auch bei den Handballerinnen der Grün-Weißen oder den Frauen des VfL Wolfsburg bin ich regelmäßig anzutreffen. Manchmal fahre ich aber auch zu Spielen, auf die ich einfach Bock habe, obwohl ich weiß, dass sie finanziell bei weitem nicht so viel einbringen - frische Luft ist schließlich gesund…